Der Welt-Hepatitis-Tag findet jährlich am Geburtstag von Dr. Baruch Blumberg, dem Entdecker des Hepatitis B Virus, statt.
In diesem Jahr steht er in Deutschland unter dem Motto: „Lass uns Klartext reden!“ – gefolgt von dem Untertitel: „Hepatitis? Informier dich.“
Auch im vergangenen Jahr steckten sich tausende Menschen mit Hepatitis C an. Unbehandelt können chronische Hepatitisinfektionen zu schweren Leberschäden wie Zirrhose und Leberkrebs führen und erhöhen möglicherweise auch das Risiko anderer Organerkrankungen. Da nach der Ansteckung mitunter Jahre vergehen können, in denen keine Beschwerden auftreten, wird die Infektion häufig erst in einem späten Stadium entdeckt.
Dabei gibt es sowohl effektive Mittel zur Vermeidung einer Ansteckung und eine gut verträgliche Heilbehandlung. Hiervon profitieren jedoch vor allem Personen mit Drogengebrauch, Menschen in Haft und Männer, die Sex mit Männern haben, noch nicht genug.
📍Wir bieten unserer Beratungsstelle am 28.7. zwischen 10 und 15 Uhr kostenlos und anonym die Möglichkeit, einen Hepatitis-C-Test durchzuführen. Dafür wird nur eine kleine Menge Blut benötigt, die aus der Fingerbeere entnommen wird. Das Testergebnis kann bereits nach wenigen Minuten abgelesen werden.
Auf Wunsch sind auch Tests auf HIV und Syphilis möglich.
🚨 Bitte vereinbaren Sie auf jeden Fall vorab einen Termin, damit Sie nicht unnötig warten müssen und wir die Tests besser koordinieren können.
Einfach per Tel. 02382 3193 oder Email an info@aidshilfe-ahlen.de!
Lesen Sie gerne auch die nachfolgende Pressemitteilung der Aidshilfe NRW:
Die Eliminierung von Hepatitis C bleibt eine Frage des politischen Willens
Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli 2025
Köln, 25. Juli 2025 – Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tags macht die Aidshilfe NRW erneut auf die strukturellen Hürden bei
Prävention, Testung, Behandlung und Antidiskriminierung aufmerksam. Noch immer infizieren sich jedes Jahr Tausende
Menschen mit Hepatitis C – obwohl es effektive Mittel zur Prävention und eine gut verträgliche Heilbehandlung gibt.
Die Eliminierung ist möglich. Doch sie scheitert an ungleichen Zugängen, veralteten Denkweisen und fehlendem
Engagement in entscheidenden Bereichen. Besonders betroffen sind Personen mit Drogengebrauch, Menschen in Haft
und MSM, besonders im Kontext von sexualisiertem Substanzkonsum. Die aktuellen Zahlen des Robert Koch-Institut
(RKI) von 2024 zeigen: Die Infektionszahlen steigen – trotz verfügbarer Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten.
• 22.875 Fälle von Hepatitis B wurden dem RKI gemeldet, ein Anstieg von 36 % gegenüber dem Vorjahr.
• 10.512 Fälle von Hepatitis C, ein Plus von 30 % im Vergleich zu 2022.
• Die bundesweite Inzidenz für Hepatitis C lag bei 12,5 pro 100.000 Einwohner*innen, für Hepatitis B sogar bei bis zu
54,9 % in einzelnen Bundesländern (z. B. Bremen).
Die Zunahme ist laut RKI teilweise auf verstärkte Diagnostik (z. B. Check-up 35) und die elektronische Labormeldung
(DEMIS) zurückzuführen. Gleichzeitig zeigt sich, dass chronische Infektionen häufig erst spät entdeckt werden – viele
Betroffene wissen lange nichts von ihrer Infektion. 60 % der bekannten HCV-Übertragungen stehen im Zusammenhang
mit injizierendem Drogenkonsum, darunter auch in Haft.
Die Aidshilfe NRW fordert eine flächendeckende Umsetzung des Screenings inkl. Nachsorge, die Impfung gegen Hepatitis
B für alle Risikogruppen, die Umsetzung von Tests und Therapien im Justizvollzug für alle Inhaftierte mit medizinischer
Indikation gemäß der S3- Behandlungsleitlinien für HCV sowie Antidiskriminierung in allen Gesundheitseinrichtungen.
Insbesondere im Justizvollzug bleibt die Situation alarmierend. Noch immer wird die Ausgabe steriler Konsumutensilien
verweigert, obwohl das RKI bereits 2016 Haftanstalten als Ort von hoher Übertragungsraten identifizierte. Dort könnten
Tests und medikamentöse Therapien in aller Ruhe und gut begleitet stattfinden. In der Realität ist dies jedoch viel zu
selten der Fall. Oft werden Menschen von einer HCV-Behandlung ausgeschlossen, weil sie eine zu kurze verbleibende
Haftdauer haben, auch wenn die Behandlung nur 8 bis 12 Wochen dauert und außerhalb von Haft weitergeführt werden
könnte. Weiterhin erschweren Datenschutzverstöße, Beschäftigungsverbote für infizierte Personen und eine insgesamt
restriktive Haltung gegenüber Behandlungsmöglichkeiten Fortschritte in Haft erheblich. Modellprojekte wie „HCV-freie
Gefängnisse“ in NRW und Hessen stellen hier lediglich einen ersten Schritt dar. Hier wurden allen Neuinhaftierten
ab Projektstart ein Testangebot sowie bei Indikation ein Behandlungsangebot gemacht. Die selbstentwickelten
Ausschlusskriterien der Projektleitung schlossen jedoch viele behandlungsbedürftige Personen aus und Prävention war
innerhalb des Projektes nicht vorgesehen.
Externe Fachkräfte, die anonym und niedrigschwellig Tests durchführen und beraten, können gerade in sensiblen
Kontexten wie Haft oder Drogenhilfen einen entscheidenden Unterschied machen. Es ist notwendig auch aufsuchende
Testangebote im Streetwork und in Unterkünften für geflüchtete Menschen anzubieten, um auch Menschen zu
erreichen, die bislang nicht an das Hilfesystem angebunden sind. Und es braucht mehr spezifische Angebote für die
verschiedenen Risikogruppen, wie Communityangebote mit Sprachmittler*innen oder Angebote für Sexarbeitende oder
Chemsexuser*innen.
Neben Hepatitis C stellen auch Hepatitis A und B weiterhin gesundheitliche Risiken dar, gegen die geimpft werden kann.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Impfungen für besonders gefährdete Gruppen wie MSM, Menschen
mit HIV, Drogengebrauchende und Menschen in Haft. Doch die Umsetzung dieser Empfehlungen ist lückenhaft. Solange
Hepatitis-Infektionen mit Schuld oder Scham verbunden werden, solange Betroffene in Einrichtungen diskriminiert oder
ausgeschlossen werden, wird keine Strategie nachhaltig wirken.
Die Aidshilfe NRW fordert ein entschlosseneres, ressortübergreifendes Handeln: Gesundheits-, Sozial- und
Justizbehörden müssen gemeinsam Verantwortung übernehmen. Dazu braucht es mehr Ressourcen, bessere
Vernetzung der Akteur*innen und vor allem politische Entschlossenheit. Hepatitis ist nicht nur ein medizinisches,
sondern ein gesellschaftliches Thema. Wenn wir 2030 als Zieldatum zur Eliminierung ernst nehmen, muss jetzt
gehandelt werden!